Autismus-Studienberatung: Anlaufstellen und Ressourcen
Autistische Studierende stehen oft vor besonderen Herausforderungen im Studium und spezifische Beratung und Unterstützung kann sehr nützlich für sie sein.
In diesem Artikel stelle ich verschiedene Anlaufstellen für Studienberatung, Gesprächsgruppen und andere Unterstützungsangebote für Studierende im Autismus-Spektrum vor.
Inhaltsverzeichnis
Anlaufstellen zum Thema Studium & Behinderung
Beratungsstellen für Studierende mit Behinderung
An den meisten Hochschulen gibt es eine Beratungsstelle für Studierende mit Behinderung. Sie berät behinderte Studierende dazu, wie sie durch ihre Behinderung möglichst keine Nachteile im Studium erfahren. Typische Fragen sind zum Beispiel:
- Welche Zusatzanträge kann ich bei der Bewerbung um einen Studienplatz stellen (zum Beispiel Anträge auf Nachteilsausgleich)?
- Wie strukturiere und organisiere ich mein Studium unter Berücksichtigung krankheitsbedingter Fehlzeiten?
- Wie beantrage ich einen Nachteilsausgleich im Studium und in Prüfungen?
Zudem kann die Beratungsstelle bei der Beantragung von Studienassistenzen und technischen Hilfsmitteln helfen.
In den letzten Jahren haben sich mehr und mehr Beratungsstellen für behinderte Studierende auch auf autistische Studierende eingestellt.
Dazu zählen sowohl die Beratungsstellen der Hochschulen selbst als auch regionale Beratungsstellen wie kombabb (Kompetenzzentrum Behinderung, akademische Bildung, Beruf e.V.) in NRW.
Einige Hochschulen bieten auch Gesprächsgruppen für Studierende im Autismus-Spektrum an, zum Beispiel in Münster, Halle und Bremen. Andere, wie die TU Braunschweig, bieten ein Mentoring-Programm für autistische Studierende.
Es kommt auch vor, dass Autismus nicht explizit auf der Website der Beratungsstelle aufgeführt wird, oder dass Beratende nicht viel über Autismus wissen. Du bist hier trotzdem richtig – denn du bist Expert*in für dich selbst. Du kannst erläutern, wie sich dein Autismus auf dein Studium auswirkt, und die Berater*innen können dann Vorschläge machen, was die Hochschule tun kann, um dir ein möglichst barrierefreies Studium zu ermöglichen.
An vielen Hochschulen bietet auch der AStA eine Enthinderungsberatung. Hier beraten Studierende, oft welche, die selbst eine Behinderung haben. Es ist sinnvoll, sowohl mit der Behindertenberatung der Hochschule als auch mit der Enthinderungsberatung des AStAs zu sprechen – die unterschiedlichen Perspektiven können zu unterschiedlichen Lösungen führen.
Deutsches Studentenwerk
Informations- und Beratungsstelle Studium und Behinderung (IBS) des Deutschen Studentenwerks
Autismusspezifische Beratung und Informationen
Autismus-Selbsthilfegruppen
In einigen Uni-Städten gibt es Selbsthilfegruppen oder Gesprächsgruppen speziell für autistische Studierende. In sehr viel mehr Orten gibt es Selbsthilfegruppen für autistische Erwachsene, und du wirst dort regelmäßig Menschen finden, die studieren oder studiert haben.
Eine weitere Möglichkeit kann der Online-Austausch mit anderen Autist*innen sein, zum Beispiel in Facebook-Gruppen oder Foren.
Lokale und regionale Autismus-Vereine und Initiativen
Dazu zählen Selbsthilfeorganisationen, Regionalverbände von Autismus Deutschland e.V., Autismus-Therapie-Zentren bzw. Autismus-Kompetenz-Zentren und andere Vereine.
Ob es dort Leute gibt, die dich in Bezug auf das Studium kompetent beraten oder unterstützen können, ist sicherlich unterschiedlich. Das Thema Studium steht meist nicht im Mittelpunkt ihrer Arbeit.
Anbieter für Studienassistenz / Studienbegleitung
Manche Träger, die persönliche Assistenz anbieten, schreiben auf ihrer Website explizit, dass sie Studienassistenz anbieten. Auch bei anderen kann das der Fall sein. Und unter Umständen kann dir auch eine Wohnassistenz / ambulant unterstütztes Wohnen bei bestimmten Aspekten der Studienorganisation helfen.
Leider ist es für die meisten autistischen Studierenden sehr schwierig, eine Studienassistenz genehmigt zu bekommen. Das gilt besonders dann, wenn sie die Schule ohne Assistenz bewältigt haben.
Weitere Beratungsangebote für Studierende
Nicht alle Fragen rund ums Studium sind autismusspezifisch. Weitere relevante Anlaufstellen für Studierende sind zum Beispiel:
- die allgemeine Studienberatung der jeweiligen Hochschule,
- die Studienfachberatung (spezifisch für das jeweilige Fach),
- die Prüfungsberatung,
- die psychologische Studierendenberatung (für Studierende, die mit psychologischen Problemen kämpfen, zum Beispiel Ängste, Depressionen, Krisen, Einsamkeit oder Essstörungen),
- die Studienberatung des AStAs (hier beraten Studierende),
- die Studienberatung der Fachschaft (hier beraten Studierende deines Faches), und
- die Studienberatung der Arbeitsagentur.
Oft gibt es weitere Beratungen zu spezifischen Themen, zum Beispiel
- eine Sozialberatung (rund um die Finanzierung des Studiums, mit oder ohne Bafög),
- eine Rechtsberatung,
- eine Beratung rund um Auslandsaufenthalte,
- Beratungsangebote rund um den Berufseinstieg,
- Zuhörtelefon von Studierenden für Studierende,
- die Email-Beratung der DGB Jugend rund um studentische Nebenjobs und Praktika,
- Beratung für studierende Eltern,
- Beratung für ausländische Studierende,
- eine Beratung für Studienpionier*innen (Studienpionier*innen sind die ersten aus ihren Familien, die studieren. Weitere Informationen dazu findest du bei der Organisation Arbeiterkind),
- Referat für Antirassismus,
- FLINT- / Frauen- oder Gleichstellungsbeauftragte (das Akronym FLINT umfasst Frauen, Lesben, Intersexuelle, nicht-binäre Menschen und Transmenschen), und
- LGBTIQ / Queer / Lesben / Schwulen-Referate.
Die Beratungen werden von der jeweiligen Hochschule, den AStA, der Fachschaft, dem Deutschen Studentenwerk, der Arbeitsagentur und von anderen Organisationen angeboten.
Viele dieser Beratungsstellen bieten auch Veranstaltungen wie zum Beispiel Vorträge und Workshops an.
Zuletzt bearbeitet am 01.12.2023.
Linus Mueller befasst sich seit 20 Jahren mit Autismus. Er hat hat sein Studium an der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer Magisterarbeit über Autismus und Gender abgeschlossen und in mehreren Autismus-Organisationen gearbeitet, bevor er Autismus-Kultur gründete. Linus ist selbst autistisch und Vater eines fabelhaften Kindes. Mehr über Linus